Pflegetour 2022: „Oldies leben gemeinsam aktiv“ in Nürnberg

Schon in den 1990er Jahren stellte sich ein Freundeskreis aus Paaren und Alleistehenden: Wie wollen eigentlich leben, wenn wir alt sind? Jede*r für sich oder in einer Gemeinschaft, die Freiräume bietet und Geselligkeit ermöglicht?

Über die Jahre wurde die Planung konkreter und die Gruppe machte sich auf die Suche nach passendem Wohnraum, der schließlich mit Hilfe der „gbw“ im Nürnberger Norden gefunden werden konnte.

Aus der ursprünglich gemischten Gruppe hat sich zwischenzeitlich eine Gruppe von Frauen herauskristallisiert, die gemeinsam in das neue Haus einziehen wollten: Jede in eine eigene Wohnung mit Balkon, erreichbar über Laubengänge und einen Aufzug mit einer Gemeinschaftswohnung im Erdgeschoss für Treffen und Besuche.

Der Name des Wohnprojekt war schnell gefunden: „OLGA“, benannt nach der Lieblingskneipe einiger der Gründerinnen. „Oldies leben gemeinsam aktiv“ musste dann einfach passend gemacht werden.

Allein diese Anekdote beschreibt den Geist der Frauen, die dieses Projekt ins Leben gerufen haben und bis heute vollkommen selbstständig organisieren, perfekt: Wir haben ein Ziel, einen Entschluss und setzen beides mit viel Kreativität und Leidenschaft um.

Wir möchten sein einzeln und frei wie ein Baum und brüderlich wie ein Wald (Nâzim Hikmet)

Dieses Zitat hängt gerahmt in der Gemeinschaftswohnung und die Frauen erklären dazu: Alles kann, nichts muss.
Aufgaben, die erledigt werden müssen verteilen sie konsensual untereinander und auch wichtige Entscheidungen treffen sie einstimmig.

Individuelle Kompetenzen werden gefördert und bei Defizite steht immer jemand zur Seite.

Allen Frauen ist das Wohl der Gemeinschaft und ihr Fortbestand ein Anliegen und sie wissen auch, wo die Grenzen der Belastbarkeit liegen: Ungefragt erzählen sie, dass sie schon heute einen anderen Plan haben, wenn sie morgen mehr Pflege brauchen, als vor Ort leistbar ist oder sie sich nicht länger als Teil der Gemeinschaft einbringen können.

Wie gut diese Gemeinschaft funktioniert zeigt sich auch daran, dass von den 11 Frauen, die 2003 zusammen eingezogen sind, bislang nur zwei wieder auszogen. Eine der beiden entschied sich für ein Pflegeheim.

Genauso beeindruckt von den OLGAS wie ich war meine Kollegin Verena Osgyan, die mich bei meinem Besuch dankenswerterweise begleitete.
Gabi Bayer, grüne Bezirksrätin aus der Oberpfalz war auch dabei, als enge Freundin einer Bewohnerin stellte sie den Kontakt her.

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