Aiwangers Flugblatt

Der 17-jährige Schüler Hubert Aiwanger soll ein grauenvolles Flugblatt verfasst haben, in dem er die Shoa und ihre Opfer verhöhnt und Menschen den Tod wünscht. Seine Schule richtet daraufhin einen Disziplinarausschuss ein, in dem die Schulleitung und die Lehrkräfte über angemessene Konsequenzen beraten und am Ende wohl auch eine Strafe verhängen.

Die SZ berichtet über diesen Vorfall und die Reaktion des 52-jährigen Staatsministers Aiwanger ist eine Klageandrohung und der Vorwurf einer Schmutzkampagne.
Rücktrittsforderungen werden laut. Die meisten davon beziehen sich auf das unfassbare Flugblatt des Jugendlichen.

Hubert Aiwanger fällt nicht erst in den letzten Wochen seit Erding immer wieder durch bestenfalls zweifelhafte Äußerungen auf. Wenn er sich als demokratisch gewählter Spitzenpolitiker vor einer aufgepeitschten Menge „die Demokratie zurückholen“ will, ist das nur ein weiterer Höhepunkt.

Er war es, der am Wahltag vorläufige Prognosen veröffentlichte und Wahlwerbung machte und gegen den der Bundeswahlleiter ermittelte.
Er war es, der die queerfeindliche Stimmung weiter anheizte und das Angebot einer Vorleserunde zur Gefährdung des Kindeswohls hochstilisierte.
Er war es, der nach den Silvester-Ausschreitungen pauschal gegen migrantisierte Gruppen hetzte.
Er ist es, der immer wieder bestimmen will, wer „arbeitsfähig“ ist und wem wahlweise Leistungen gekürzt oder Pflichten auferlegt werden sollten.
Er ist es, der an alltäglichen Themen wie Essen, Gendern oder Jugendbüchern immer wieder einen Kulturkampf entfacht und die Deutungshoheit über das, was „normal“ ist für sich beansprucht.
Und jetzt ist er es, der Staatsminister und stellvertretende Ministerpräsident Hubert Aiwanger, der sich nicht aufrichtig und glaubwürdig von einem 35 Jahre alten Flugblatt distanziert.
Das werfe ich ihm vor. Das alles. Das Verhalten und die Politik des Erwachsenen.

Als Jugendlicher kann man furchtbare Fehler machen und grauenhafte Positionen vertreten.
Wir sollten aber jedem und jeder zugestehen, sich zu entwickeln, reflektierter zu werden, dazuzulernen, empathischer zu sein.

Der 52-jährige Staatsminister Aiwanger sollte nicht an den Taten und Worten des Schülers gemessen werden, sondern an seinem Umgang damit und an seiner Arbeit als Politiker.

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