Gesundheitspolitisches Gespräch in Weilheim

Welche Chancen birgt die Digitalisierung für die Diagnostik, wenn eine KI zum Beispiel eine Bildgebung mit millionenfach mehr Datensätzen abgleichen kann als die erfahrensten Ärzt:innen?

Wie sinnvoll ist die digitale Krankenakte und wann wird Datenschutz zum Genesungshindernis?

Welche gesundheitlichen Gefahren birgt der Klimawandel, auf welche neuen Krankheitsbilder müssen wir uns gefasst machen und wie kann und muss die Pharmaforschung darauf reagieren?

Welche Auswirkungen hat die Corona-Krise auf die Akzeptanz von Impfstoffen ganz allgemein und wie kann Vertrauen zurückgewonnen und gefestigt werden? Brauchen wir neue, niederschwellige Impfangebote gegen die gängigen Krankheiten, die potentielle Patient:innen heute dank ehemals hoher Impfquoten allenfalls noch aus Erzählungen kennen?

Wie können Industrie und Politik zusammenarbeiten, um die Medikamentenproduktion und damit die Versorgung der Bevölkerung unabhängig von außereuropäischen Märkten nötigenfalls auf solide Füße zu stellen?

Über diese Themen habe ich mit Vertreter:innen der Firmen AMGEN, GlaxoSmithKline, MSD/Merck und Novartis in meinem Stimmkreisbüro in Weilheim diskutiert.
Als Fachkrankenpfleger bin ich mir dabei bewusst, wie schwierig es sein kann das medizinisch sinnvolle mit dem politisch möglichen zu verbinden.

Mit einer digitalen Krankenakte wüsste das Personal in der Notaufnahme schon vor dem Eintreffen des Rettungsteams über alle relevanten Diagnosen des eintreffenden Notfalls Bescheid. Bei einem Schlaganfall zum Beispiel können schon zwei Minuten darüber entscheiden, wie weit sich ein Patient oder eine Patientin wieder erholen wird, das weiß ich aus meinem beruflichen Alltag als Notfallsanitäter.

Als der erste Coronaimpfstoff verfügbar war, suchten Millionen von Menschen fieberhaft nach ihrem Impfpass, diesem gelben Heftchen, dass sie zum Teil seit Jahren nicht gesehen haben. Hier eine datenschutzkonforme und vielleicht App-gestützte Variante anzubieten, die auch noch eine Benachrichtigung aussendet, wenn eine Auffrischungsimpfung notwendig ist, könnte dabei helfen, Impfquoten wieder zu steigern. Ohne dass uns dazu belastbare Zahlen vorliegen, wage ich die Vermutung, dass wir die beste Impfquote beim Tetanusschutz haben. Warum? Keine andere Impfung derart niederschwellig angeboten wird. Bei jeder Verletzung ist die Frage nach dem Impfschutz eine der ersten.

Große Einigkeit herrschte auch in der Bewertung über die Chancen durch künstliche Intelligenz: Wenn es möglich ist, zum Wohle eines Krebspatienten oder einer Krebspatientin auf einen schier unerschöpflichen Erfahrungsschatz zurückzugreifen und damit sicherere Diagnosen zu erstellen, dann sollten wir uns nicht davor fürchten, diese Technologien auch unterstützend anzuwenden.

Am Ende des Nachmittags stand für uns alle fest, den Austausch in regelmäßigen Abständen zu wiederholen.

im Bild von links nach rechts:
Severin Kordalle, GlaxoSmithKline
Yvonne Ziegler, Firma Novartis Pharma
Andreas Krahl
Daniel Fischer, MSD/Merk
Jakob Defèr, AMGEN

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