Warum wir den AfD Antrag „Aufklärung und Prävention von Gewalt im Kreißsaal“ abgelehnt haben:

Das Staatsministerium für Gesundheit, Pflege und Prävention hat das Jahr 2024 in einem Arbeitsschwerpunkt der Gesundheit von Frauen gewidmet.
Ein richtiger Schritt und ein wichtiges Signal, zumal die Gendermedizin in vielen Bereichen noch deutlich Luft nach oben hat. Hier genauer hinzuschauen und Sichtbarkeit nach außen zu schaffen, ist notwendig.

Jetzt wollte auch die AfD bei der Frauengesundheit mitreden und hat einen Antrag eingebracht, der die Gewalterfahrungen von Frauen unter der Geburt thematisiert.
Leider gibt es auch 2024 immer noch Berichte, dass Frauen unter der Geburt von medizinischem Personal nicht über Abläufe und Notwendigkeiten informiert werden und sich dadurch ausgeliefert fühlen.
Den Umgangston im Kreißsaal beschreiben einige Gebärende als rau.
So weit, so schlimm und inhaltlich richtig.
Auch die WHO widmet sich diesem Thema. Hier Aufmerksamkeit zu fordern und Missstände zu thematisieren, aber ohne Schwangeren Angst zu machen (!), ist ja erst mal keine ganz schlechte Idee.

Aber dann wird es wild: Die AfD behauptet in ihrem Antrag, dass die Rate der unangekündigten Dammschnitte bei Geburten in Kliniken signifikant höher sei als in Geburtshäusern oder bei Hausgeburten. Das ist durch nichts zu belegen, Zahlen zu Dammschnitten, weder angekündigten noch unangekündigten, liegen nicht vor und werden weder von Kliniken noch von Geburtshäusern veröffentlicht.

Warum genau ist der AfD das Thema jetzt wichtig? Sie haben sich bisher ja eher nicht mit der Sorge um Selbstbestimmung von Frauen hervorgetan.
Liest man die Antragsbegründung, wird schnell klar, dass ihnen die auch jetzt herzlich egal bleibt:
Wenn eine Frau nämlich durch schlechte Geburtserfahrungen traumatisiert wird, dann kann sie als Mutter und als Partnerin nicht mehr richtig funktionieren. Genau das ist laut Antragsbegründung das Problem an der ganzen Geschichte. Es geht weit weniger um die Frau als um ihre vermeintlichen Pflichten, die zu erfüllen sie in der Lage bleiben muss.

Die AfD offenbart also sogar in einem Antrag, der auf den ersten Blick Rechte und Selbstbestimmung von Frauen stärken soll, ihr mittelalterliches Frauenbild.

Die Grüne Fraktion hat mit einem eigenen Antrag darauf geantwortet, bei dem es wirklich um Aufklärung und Selbstbestimmung geht: hier entlang.

Und wie ist es ausgegangen? Den Regierungsfraktionen fehtl jedes Problembewusstsein, die SPD findet Sensibilisierung schon wichtig, hält das Thema aber für zu privat eine staatliche Kampagne.

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